Beginn in Waiblingen
Der Ruderclub wurde am 19. August 1920 gegründet.
Am Samstag, den 26. Juni 1920 ruderten die fünf Waiblinger Walter Sudrow, Eugen Schippert, Richard Haag, Stadel und Bootsmeister Wössner in dem Boot "Formosa" die Rems aufwärts nach Großheppach. Das Boot gehörte dem Ruderer Wössner.
Im Jahr 1920 beschäftigten sich die Menschen in erster Linie mit den Folgen des 1. Weltkriegs. Erst kurz zuvor war der Friedensvertrag von Versailles unterschrieben worden, der den 1. Welkrieg beendete. Auf der Suche nach "Neuem", nach Vergessen und Ablenkung, war es Ihre Weise das erst kurz zuvor erlebte zu überwinden. Um so mehr waren die Ruderer davon überrascht, wie sehr sie diese Ausfahrt von den Alltagssorgen ablenkte. Die Ruderer waren noch jung und sie wollten Sport treiben. So beschlossen sie, es nicht bei dieser einen Ausfahrt zu belassen.
Am Abend vertiefte Walter Sudrow in Großheppach diesen Gedanken und kam zu der Überlegung, ob man nicht das Rudern organisiert betreiben sollte. Den Beteiligten war klar, dass dies auf die Gründung eines Vereins hinauslaufen würde. Zunächst waren die Freunde skeptisch. Die Gründung eines Vereins, war zu dieser Zeit sehr ungewöhnlich. Jeder war noch zu sehr mit seinem eigenen Schicksal beschäftigt. Außerdem fehlte eine wichtige Voraussetzung für den Rudersport: ein geeignetes Gewässer. Die Rems hatte zu dieser Zeit unzählige Windungen, Seitenarme, Sandbänke und Untiefen. Auch die finanziellen Verhältnisse stimmten recht bedenklich. Im weiteren Verlauf des Abends konnte Walter Sudrow seine Kameraden aber davon überzeugen, den Gedanken weiter fortzuführen und in den Freundes- und Bekanntenkreis zu tragen. Nach seiner Rückkehr nach Waiblingen am 27. Juni 1920 konnte Sudrow auch die Herren Otto Buhl, Richard Keller und Eugen Schreck für seine Idee gewinnen.
Das Gartenhaus der Firma Schippert (Ecke Fronackerstr. am Stadtgraben) wurde zur Zentrale der Gründungsbewegung. Man erzählt sich, dass zu den dortigen Treffen jeder der acht Kameraden einen Krug Most mitbringen musste. So waren die besten Voraussetzungen für die weitere Diskussion gegeben. Walter Sudrow konnte auch bald die restlichen Bedenken seiner Kameraden ausräumen. Am 19. August 1920 beschloss man einstimmig die Gründung der Rudergesellschaft. Da es bei den Ruderern so üblich war, dem Verein einen Beinamen zu geben, erhielt die Rudergesellschaft den Beinamen Ghibellinia. Damit erwies man der stolzen, geschichtlichen Vergangenheit Waiblingens seine Referenz. Walter Sudrow wurde zum ersten Vorsitzenden gewählt.
Walter Sudrow kaufte bald nach der Gründung von der Stuttgarter Rudergesellschaft einen gebrauchten Renn-Riemenzweier. Auf einem alten Küferkarren, wurde der "Graf Zeppelin" von Untertürkheim nach Waiblingen geschoben. Da man kein eigenes Bootshaus hatte, wurde das Boot im Kesselhaus der stillgelegten Ziegelei Heß am alten Postplatz untergestellt. Das Boot wurde über der ausgedienten Dampfmaschine gelagert. Es musste zum Rudern mit zwei Flaschenzügen aus luftiger Höhe geholt werden.
Zum Anlegen unterhalb des früheren Luisenstegs, an der Rems dienten acht, am Ufer eingerammte, Pfähle auf denen vier Bretter lagen. Bei Niedrigwasser soll das Einsetzen des Bootes ein "wahrer Hochgenuss" gewesen sein.
Das Training mit dem empfindlichen Rennzweier war ein Abenteur. Auf der Rems gab es nur kurze Strecken, auf denen das Boot unbesorgt gerudert werden konnte. Eigentlich ist es unvorstellbar, dass auf diesem Gewässer Wettkämpfe ausgetragen werden konnten. Und dennoch berichtet der Remstalboote am 19. Oktober 1920 von einer Regatta aus Anlass des Herbstfestes, an der die benachbarten Rudervereine aus Stuttgart, Cannstatt, Marbach und Esslingen teilgenommen haben.
Im Jahr 1921 wagten sich die Ghibellinen an den Bau eines Bootshauses. Es wurde in vollständiger Eigenarbeit errichtet und stand in Höhe des heutigen Bootshauses dicht am Ufer. Als Zeichen des aufstrebenden Vereins wurde ein Bäumchen gepflanzt. 1993 wurde, die inzwischen stattliche Weide, aus Sicherheitsgründen von der Stadt Waiblingen gefällt.
Nach dem Bau des Bootshauses wurde das Regattatraining in Waiblingen aufgenommen. 1924 trat die Rudergesellschaft dem DRV bei. Von nun an konnte man an offiziellen Regatten teilnehmen. 1928 wurde der erste, nach der DRV Norm gebaute Vierer, angeschafft. Er wurde auf den Namen Staufen getauft. Schon ein Jahr später wurde auf der Stuttgarter Regatta der erste Sieg der Waiblinger errungen. Im Boot saßen die Ruderer Dinkel, Pastetenbecker, Hennings,Erich Bühler und Stm. Alarich Biber.
Ab 1934 wurde die Rems begradigt. Sie brachte den Waiblingern zwar bessere Wasserverhältnisse, das bisherige Bootshaus musste aber 1935 abgerissen werden. Man entschloss sich ein neues Bootshaus zu errichten. Trotz erheblicher finanzieller Belastungen, gelang es noch zusätzlich einen lang ersehnten Rennvierer zu kaufen, der auf den Namen "Kamerad" getauft wurde.