Beginn in England
Als das Mutterland des heute in der ganzen Welt üblichen sportlichen Ruderns ist England anzusehen. Als Segelschiffe die Ruderboote aus Handel und der Kriegsführung verdrängten, setzte sich dort der sportliche Aspekt de Ruderns allmählich durch. Die erste Ruder-Company wurde 1555 gegründet. Eine erste Regatta auf der Themse findet 1698 statt.
Weitere Wettfahrten fanden im Jahre 1715 in England statt. Dieses wurde zwischen den Berufsschiffern und Fährleuten, den "Watermen", im Einer ausgetragen. Damals veranstaltete Thomas Doggett ein Rennen auf der Themse, das als „Doggett’s Coat and Badge Race" bekannt wurde. Es gilt als der älteste, belegte, moderne Ruderwettkampf der Welt. Thomas Doggett wird im Jahr 1715 die Skulltechnik zugeschrieben.
Die erste bekannte Regatta fand 1775 bei "Putney" auf der Themse statt. Die Tradition findet heute noch Ihre Fortsetzung im "Head of The River". Der "Head" ist das weltweit größte Achterrennen, mit mehr als 400 Achtern und an die 100.000 Zuschauern pro Regatta.
Zu Trägern des Amateursports wurden vor allem die Schulen und Universitäten. 1793 beginnt die Ära des Universitätsruderns durch die Aufnahme des Sports in den großen Colleges. Erste Achterregatten von Westminster Bridge nach Richmond finden 1778 statt. 1793 gibt es erste Rennen im Eton College. Die Universität von Oxford trägt 1815 ihre ersten Rennen aus. 1811 wurde in Eton das erste Achterrennen gefahren. )*
Am 10. Juni 1829 wird das berühmte Oxford-Cambridge Achterrennen ausgetragen, ein sich seitdem jährlich wiederholendes, sportliches und gesellschaftliches Ereignis ersten Ranges. Diese Rennen gab der Sportart den Schub, der für die anschließende Verbreitung sorgte. Die Idee zu diesem Rennen hatten die beiden Freunde Charles Merivale (Cambridge) und Charles Wordsworth (Oxford) sowie William Wordsworths und später der Bischof von St Andrews. Das erste Rennen, auf den auch heute noch genutzten 4 Meilen und 374 Yards (6.779 m) langen Strecke zwischen Putney und Mortlake, fand 1845 statt. 1839 wurde in Henley die erste Regatta ausgetragen.
Die Entstehung des modernen Rudersports im viktorianischen England des 19. Jahrhunderts wird erst dann verständlich, wenn man den tiefgreifenden, sozialen Wandel durch die Industrialisierung berücksichtigt. Der Wettbewerb verschärfte sich, der Sinn für technische Planung und Organisation wurde größer und durch die vermehrte Freizeit erhöhte sich das Interesse an sportlicher Betätigung.
Als in London von Akademikern und Kaufleuten eigene Rudervereine gegründet wurden, gelangte der Rudersport von den Bildungseinrichtungen des Landes in breitere Bevölkerungsschichten. Mit der Gründung der Henley-Regatta im Jahr 1839 entwickelte sich Rudern zum nationalen Sport in England. Zahlreiche andere große Regatten, wie z.B. die Maidenhead-Regatta, die Regatta in Liverpool und die Norwich-Regatta trugen zur weiteren Verbreitung des Rudersports bei und führten auch zu Neuerungen im Bootsbau und in der Rudertechnik, zur Erfindung des Auslegers, des Rollsitzes, der Drehdolle.